Post by Marco MoockPost by Marcel MuellerDer Ersatz von funktionierender PC-Hardware durch sparsamere lohnt
sich fast nie. Zwingende Voraussetzung ist schon mal 24/7 Betrieb,
ohne geht es nie auf. Aber selbst bei 24/7 muss man noch nachrechnen.
Bei 8000 Stunden und 10 Watt gespart (HDD ~10 W, SSD 5W laut
Spezifikation) wäre das 80 kWh. Das wären bei 50 ct pro kwH dann 40€.
Wo ist das Milchmädchen?
1.) Keine 3,5" HDD braucht 10W im Mittel. Ich habe hier noch 15k UpM
Cheetahs, und selbst die schaffen das nicht (im zeitlichen Mittel), wenn
man sie nicht dauerhaft mit Voll-Feuer belastet.
Selbst, wenn man den Spin-Down bei Nichtgebrauch deaktiviert oder nicht
will, reden wir eher von 3-7W, Consumerplatten eher am unteren Ende der
Skala.
2.) Man spart niemals 100%. Auch eine SSD braucht Strom. Aktuell ist
deren Verbrauch sogar leicht am steigen, weil sie intern mehr für
Maintenance ziehen (SLC-Cache und so weiter). Außerdem sind die neuen,
schnellen SATA Ports auch keine Kostverächter. So 1-2W sind realistisch.
3.) Den aktuellen Spekulationsstrompreis dauerhaft anzusetzen ist
zumindest kühn.
In Summe komme ich da eher auf 2W Ersparnis, die je nach Strom-Vertrag
vielleicht gut 5€ bringen. Damit verschiebt sich der ROI auf
Dimensionen, die ernsthafte Zweifel daran aufkommen lassen, ob die
China-Kracher dann überhaupt noch leben (oder sinnvoll nutzbar sind).
Post by Marco MoockWie ich aber gerade sehe, kosten neue Kingston A400 120GB 23€, wäre
also recht nah am China-Kram dran und ich würde da Kingston bevorzugen.
Vernünftig.
Aber du brauchst nur 100GB? Wie viele Platten sollen denn ersetzt werden?
Sinnvoller ist im allgemeinen die /Anzahl/ der dauerhaft laufenden
Devices zu reduzieren. Das ist billiger und bringt mehr.
In jedem Fall sollte man mindestens die 240GB-Version kaufen, da sie
nahezu dasselbe kostet.
Auch ist eine einzelne Platte mit einem (nicht dauerhaft laufenden)
Backup wesentlich sinnvoller als ein RAID - jedenfalls vom
Stromverbrauch her.
RAID benutzt man genau dann, wenn man es /braucht/, nicht weil es hip
ist. Ein RAID verkürzt die Wiederherstellungszeit auf nahe null, aber
nur, wenn man die Platten auch im Betrieb tauschen kann (Hot-Plug). In
allen anderen Disziplinen ist RAID schlechter als dieselbe Menge
Datenträger als Master und Backups.
Des weiteren sollte man auch das Stromsparpotential der bestehenden
Hardware ausschöpfen. Werden die Platten wirklich 24/7 online gebraucht,
oder könnte man sie Stundenweise, wenn nichts los ist, in den Spindown
schicken? Wenn ja gibt es vielleicht 30% oder gar mehr Ersparnis für lau
- und der ROI der SSD ist endgültig im Eimer, denn Platten im Spindown
brauchen ähnlich wenig wie SSDs.
Auch lohnt oft ein Blick auf SATA ALPM (Aggresive Link Power
Management). Das wird bei Fest-PCs oft gar nicht genutzt, bringt aber
gerade bei schnellen SATA-Ports recht viel (Größenordnung knapp 1W pro
Port), ebenfalls für lau.
Es gibt einen ganz anderen Grund für die Anschaffung von SSDs: sie sind
im echten Leben mindestens einen Faktor 20 schneller als jede Platte.
Das gilt selbst für Kingston Billig-SSD vs. 15k Serverplatte. Das kann
je nach Anwendungsfall auch alter Hardware nochmal einen Schub
verpassen, zumal sich bei Platten in den letzten 30 Jahren in Sachen
Geschwindigkeit nicht viel getan hat, aber der ganze Rest an ihnen
vorbei gezogen ist.
Marcel