Post by Wolfgang P u f f ePost by Michael BaeuerleBist du sicher? Du schriebst "FAT neu geschrieben wird", damit waeren
genau diese Zuordnungen geloescht. Die Nutzdaten waeren natuerlich immer
noch da, aber eben keiner Datei mehr zuzuordnen.
Ein Datenträger im Schnellformat formatieren heiß im übertragen Sinne nicht,
dass du das ganze Inhaltsverzeichnis eines Buches durch weise Blätter
ersetzt, und du dann bestimmte Kapitel nicht wiederfindest.
Ein Schnellformat würde nur die erste Seite des Inhaltsverzeichnis
neu beschreiben, wo so in etwa steht, dieses Bucht hat 1024 Seiten
und 512 Buchstaben pro Seite und der Roman beginnt auf Seite 10.
Alle anderen Seiten des Inhaltsverzeichnisses (Seiten 2-9) und der
restliche Inhalt des Buches (die Kapitel des Romanes) sind immernoch
vorhanden.
Nein.
Es werden die FAT, die Sicherungskopie der FAT und der Anfang des
Wurzelverzeichnises überschrieben. FAT hat nicht genug Redundanz um
diese Daten halbwegs verlässlich wiederherzustellen. Das
Wurzelverzeichnis ist dabei noch das kleinste Problem. Die FAT aber
schon, denn nur die Information, wo eine Datei beginnt, ist bei FAT16/32
redundant vorhanden. Wo sie weiter geht steht ausschließlich in der FAT.
Wenn die Dateien also Fragmentiert sind, gibt es keine sichere Methode
mehr, sie zu restaurieren. Heuristische Methoden können die Trefferquote
zwar deutlich erhöhen, aber es gibt am Ende kein verlässliches Maß für
die Qualität des Ergebnisses. Es kann sein, dass das Programm meldet,
alles wäre OK, obwohl jede zweite Datei Hackfleisch ist und Brocken aus
anderen Dateien enthält. Man muss also faktisch jede Datei inhaltlich
prüfen - viel Spaß.
AFAIR gab es allerdings Formatierprogramme, die beim Formatieren
heimlich eine Sicherungskopie der FAT anlegen. Dann stehen die Chancen
sehr gut.
Post by Wolfgang P u f f eWenn du nun dieses Buch aufschlägst und, wie es sich gehört,
auf Seite 1 nachsiehst, steht dort "dieses Buch ist leer".
Wenn du aber, neugierigerweise auf Seite 2 des Inhaltsverzeichnisses
nachsiehst, stellst du fest, das dort interessante Kapitel aufgezählt
werden, die tatsächlich noch Lesbar sind.
Mit dem feinen Unterschied, dass die Reihenfolge der Seiten, die zu den
Kapiteln gehören, noch erhalten ist. Das ist bei einer gelöschten FAT
nicht der Fall.
Bleibt man bei dem Vergleich, ist es, als wären die Blätter
herausgetrennt, die Seitenzahlen entfernt und dann der ganze Stapel
einmal heruntergefallen und dabei einiges (aber nicht alles)
durcheinandergeraten. Nur die Kapitelüberschriften und damit deren
Anfangsseite ist noch übrig.
Durch die Vergleiche der letzten Worte der Seiten mit den ersten Worten
anderer Seiten kann man mit etwas Glück auf die Reihenfolge schließen,
weil sich sonst grammatisch oder semantisch inkonsistente Sätze ergeben.
Genau so arbeiten auch die Recovery-Programme. Sie kennen etliche
verbreitete Dateiformate und können in diesen die Anschlussbedingungen
prüfen. Dummerweise hat diese Aufgabe eine Komplexität von n^2, und eine
Festplatte hat nicht nur ein paar hundert Blöcke wie das Buch Seiten,
sondern es sind Millionen.
Post by Wolfgang P u f f eSchlechter siehts vermutlich aus, wenn ein anderes Dateisystem
über die zu rettenden Daten formatiert wird, oder wenn die
Partitionsgröße geändert wird.
Hierbei könnte die alte Zuordnungsstruktur in größerem Umfang
überschieben werden und wirklich alte Inhalte zerstören.
Nein, das ist i.d.R. sogar besser, weil dann zwar einige Dateien
wirklich zerstört werden, aber es gibt eine beträchtliche
Wahrscheinlichkeit, dass die wichtigen Verwaltungsstrukturen des
originalen Dateisystems noch erhalten bleiben, weil sie bei dem anderen
(oder anders großen) Dateisystem an anderer Stelle liegen.
Beispielsweise bliebe bei einer signifikant anderen Partitionsgröße fast
immer eine Kopie der FAT am leben (gilt nur bei FAT32).
Post by Wolfgang P u f f eAlles hier genannte trifft möglicherweise nicht zu, wenn statt
einer herkömmlichen Festplatte eine SSD bzw. Flashlaufwerk
verwendet wird, welches gelöschte Datenblöcke mittels TRIM
ausserhalb des Dateisystems verwaltet.
Nein, das hat in der Praxis keine Auswirkung. Selbst dann nicht, wenn
die Platte nach dem Reformat komplett getrimmt wurde, denn die bisher
bekannten Trim-Implementierungen liefern erst dann keine Daten mehr,
wenn der betreffende Block tatsächlich überschrieben wurde. Und das ist
bei den paar Bytes, die beim Formatieren geschrieben werden, eher abwegig.
Marcel